Dienstag, 1. November 2005

Zukunft

Es lebe der Zentralfriedhof,
auf dem die Toten tanzen.
Und alle gleich und alles gleich
der gleiche Schwof -
kein Gepäck im Ranzen -
manche noch weich
die meisten schon Gebein - !

Ich reihe mich bald in Euren Reigen ein...



falls ich nicht dem Henker noch mal durch die Finger rutsche

Villon

Samstag, 29. Oktober 2005

Plaisier d`amour

Apferln im Garten
am Baume der Lust
hängen und drängen
vertreiben den Frust.
Meinen Kopf auf mir,
meinen Stab in dir.
Das ist des Villon
größtes Pläsier



in Erwartung .....


Villon

Montag, 24. Oktober 2005

Ortung

Auf hoher See
im Wellengewoge
Jakobsstab zerbrochen
nur ich
kann mir Richtung geben
Gischtstaub
wohin ich blicke
erreiche ich das sichere Land
das nicht sich bewegt
oder
gehe ich ortlos unter



Nun ja, aus Paris bin ich verbannt - und ich suche außerhalb meine Richtung - die Ile de France bietet so manchen Ort der Ruhe - aber ob ich ihn finde?

Villon

Montag, 17. Oktober 2005

Ortlos

Begib dich
in Distanz zur Normalität.
Dann, mein Freund,
schaffst du dir
in leidenschaftlichem Schweifen
Orte der Realität,
in denen deine
Wahrheit gilt -
von niemandem anfechtbar.

So
kannst sie anwenden
wo und wann und wie du willst.
Bist nicht
ausgeliefert
dem malmenden Gletscherstrom
der Mehrheit, des Konsens.
So kannst du - wählend -
überall zu Hause sein.



So ein überspanntes Zeug. Da halte ich entgegen: mir ist wurscht, wo ich bin, Hauptsache, mir gehts gut.
- da ist Margòt aber schon auch dabei -oder ne hübsche Dame, denn ohne Frauen - nein Danke


"Dass wir gelangen bald zum Einverständnis
urteilt nun selber! Mir kam ehedem,
als ich ein kleines Kind war, schon zur Kenntnis:
Nur wer im Wohlstand kebt, lebt angenehm."

Villon

Montag, 10. Oktober 2005

Vergatterung

Das gütige Gesicht
gerinnt zu einer Fratze.
Wohl wallt
aus jeder Pore.

poor man - wo weilst du?

Wehe! Wirst du
von Wohlmeinenden,
Wohlwollenden, wohl Wissenden
verschluckt.

poor man - wo weilst du?

Gütig sind die Einfältigen,
die da sind, wo
du bist, ohne zu
meinen, zu wollen, zu wissen:
die, die sind,
was sie sind - überall.

Sie lassen dich erkennen,
Mensch, dein Gesicht.


Mag sein, mag sein ...

Nur: wenn Margòt wieder mal ne Nacht ohne Freier ist - wir nix zum Beißen haben, dann haue ich ihr die Holzscheite um`m Kopp und die rohe Wut überfällt uns beide - in dem Bordell, in dem wir beide leben ...

Mittwoch, 5. Oktober 2005

Janus, du doppelköpfiger Gott

Das Tier in mir
nicht nach Gottes Güte schreit,
sondern nach dir,
der du bist so fern und weit.


Nenn dich Gott!
Nenn dich Teufelin!
Es bleibt nur Spott.
Wo schaust du, Janus, gerade hin?


Die Alten wussten, warum sie den Gott Janus bemühten, dem zwar jeder Eingang heilig war, der aber auch immer sah, was er hinter sich ließ.....


Drum bleib ich bei Margòt ....

Sonntag, 2. Oktober 2005

Lurgrotte

Regen - nasse Blätter -
aus stacheligen Hüllen fallende Kastanien
prall rotbraun
in moderndem Ruch des Herbstes.

Betörend ist
später Kuss des Jahres,
liegt in dir
die Ahnung der kommenden Kälte

die Erinnerung an gedankenlose
Stunden der Vollendung.
Fortuna, dein Rad dreht sich
mir nicht mehr.

Alt und grau griff ich dir glücklos
in die Speichen!
Auch die sind nass und meine
Hände können dich nicht halten.


Hier in Paris sehe ich keine Kastanienbäume - es ist nass und kalt -
Margòt, mach uns eine Kanne heißen Weines....


Villon

Freitag, 23. September 2005

Heute unfroh

der Lust des Jagens
weicht
die unfrohe Gewissheit des Habens
von Gut,
des ich nicht bedarf,
des ich mich bemächtigte
nach Art des Jägers -
gleichgültig geht sein
Auge über das
erlegte Wild ........
weicht sie neuen Zielen?


und dabei ist das Spüren der Beute Lust und Leben, das weiß ich genau, ich alter Dieb ....

Villon

Dienstag, 20. September 2005

für Jeanne - mon amour

Prägestöcke des Lebens
hart
werden sie von geübten
Händen
auf unschuldig Weißes
auf Honigweiches
gedrückt
formend - verformend
nach Willkür und Laune





Aber ich bin nie der Präger,
stets nur der Geprägte,
werde aber in Ansicht dessen
auch hart und widersetzlich.


Villon

Sonntag, 18. September 2005

Migranten

Flüchtend vor uns
landen wir
immer wieder
in uns
uns suchen uns
doch stets in anderen
welche Wonne, wenn
Heimat uns wird -
für Augenblicke
zu zweit -
unsere Poligkeit vergessend
in rasenden Fusionen
des Seins

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